Fantasy- und Science Fiction-Autorin
Ulrike Rabus
Herzlich willkommen!
Schön, das du zu meiner Website gefunden hast. Hier halte ich dich auf dem Laufenden, erzähle von meinen neuen Projekten und aus meinem Autorenalltag bzw. lasse Schreibhund Laila mit ihrem Tagebuch davon berichten.
Du kannst außerdem Kontakt zu mir aufnehmen, dich über meine Bücher informieren und dir das Bonusmaterial zu meinen Büchern ansehen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern und freue mich auf den Austausch mit dir!
Meine Bücher
Donatas Reise — Das Volk der Aurora
Es ist das Jahr 2211 und die Erde wurde in einem globalen Krieg fast vollständig zerstört. Unter dem Eis der Antarktis muss sich Donata einer gewaltigen Herausforderung stellen. Kann sie den jahrtausende alten Konflikt zweier Völker beenden?
Leyara und die Traumwandler
Folge Leyara auf eine fantastische Reise in die Welt der Traumwandler. Für alle Fantasy-Fans ab 12 Jahre.
Leyara und die Traumwesen
Kann Leyara ihre Bestimmung erfüllen und mit ihren Gefährten die schlafenden Traumwandler befreien?
Leserstimmen
Das sagen meine Leser zu meinen Büchern.
Empfehlung!
Der Plot ist meiner Meinung nach außergewöhnlich und etwas Besonderes.
Jeder Science-Fiction/ Fantasy Leser kann sich hier auf eine Spannende Reise machen. Ein sehr gutes Buch, dass mich fesseln konnte und definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hat.
Spannung erzeugt die Mischung aus Reisebericht und den mystisch anmutenden Träumen (die haben mir besonders gut gefallen).
Wird Leyara den Traumwandlern helfen können? Wäre Band 2 der Trilogie schon verfügbar, ich würde ihn mir sofort kaufen.
Daumen hoch!
Man merkt schon, dass in diesem Band Leyara sich weiter entwickelt hat.
Ich fand den zweiten Teil auch wieder sehr spannend und fesselnd. Sehr schöne Charaktere. Man kann sich gut in sie hineinversetzten. Leider muss ich jetzt bis zum Sommer warten, bis der dritte Teil erscheint.
Das Buch ist so zusagen ein Fantasyreisebericht. Die zwei bereisen mehrere Länder und dabei kommt Leyaras Gabe nach und nach zum Vorschein. Die Erzählungen der Träume haben mir sehr gut gefallen. Eine durchaus spannende Geschichte. Ich bin gespannt, wie es in Band zwei weitergeht.
Toller erster Teil!
Demnächst bei Amazon
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Leyara und der König der Traumwesen
Kaum sind die Traumwandler erwacht, müssen sich Leyara und ihre Freunde um neue Probleme kümmern. Können sie den Traumwesen helfen?
Leseprobe
Sneak Peak
Band 3 — Leyara und der König der Traumwesen
Hier kannst du einen Blick in das erste Kapitel werfen.
Viel Spaß beim Lesen. 🙂
Kapitel 1
Drei Tage waren seit der Ratssitzung vergangen. Jener Sitzung der Traumwandler, die Leyaras und Amys Zukunft beendet hatte, ehe sie richtig begonnen hatte. Weil den Ratsmitgliedern einengende Traditionen zu wichtig waren und sie Veränderungen nicht annehmen wollten.
Mit einem Seufzen stand Leyara auf. Sie klappte das Buch zu, in dem sie bis eben gelesen hatte, und trug es zurück an seinen Platz. Amys Schreibstunde müsste inzwischen vorbei sein. Hoffentlich hatte sie sich diesmal mehr angestrengt.
Leyara fand Amy vor der Schreibstube mit einem anderen Traumwandler. Die beiden diskutierten leise, aber hitzig.
“Ah, Leyara!” Amy ergriff Leyaras Arm und wollte sie fortziehen.
“Alizia Myna!”, sagte der Traumwandler. “Du solltest wirklich an der Schreibprüfung in zwei Tagen teilnehmen.”
Amy winkte nur. Leyara nickte dem Traumwandler zu, ehe sie hinter Amy her stolperte. Er meinte es doch nur gut.
“Du kannst die Prüfung so bald wiederholen?”, fragte Leyara.
“Er fing heute plötzlich damit an.” Amy verlangsamte ihre Schritte. “Aber wenn ich nicht als Traumwandler arbeiten darf, welchen Sinn hat das alles dann?”
“Du solltest die Prüfung trotzdem ablegen!” Leyara warf einen Blick auf ihre Freundin. “Danach wärst du voll ausgebildet. Das ist viel wert.”
“Ach, ich weiß nicht.” Amy schüttelte den Kopf und ließ die Schultern hängen.
“Lass uns zu Sina gehen”, schlug Leyara vor. Sie hoffte, die Bäckerin könnte Amy aufmuntern. Die Besuche hatte zwar in den letzten Tagen nicht viel geholfen, aber es war besser als in der Bibliothek zu sitzen. Irgendwann würde Lazar Leyara wieder darum bitten, ihre Geschichte zu Papier zu bringen. Damit hatte sie noch nicht begonnen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Traumwandler ihre Geschichte wirklich in die Bibliothek aufnehmen würden. Und wozu dann die Mühe? Schreiben war anstrengend und oft musste sie so lange rätseln, wie ein Wort buchstabiert wurde, bis sie den Satz vergessen hatte, den sie hatte formulieren wollen.
In der Backstube begrüßte Sina sie freundlich und schob sie weiter hinein. Auf einem Tisch standen schon zwei dampfende Tassen bereit. Leyara nahm sich eine davon und setzte sich auf einen Schemel.
Sina stellte sich wieder an ihren Arbeitstisch und nahm Teig aus einer Schüssel, den sie dann knetete. “Das kleine Gästehaus am Fluss wurde hergerichtet”, erzählte sie. “Der Rat scheint Gäste zu erwarten.”
Leyara nahm einen Schluck und genoss die schwere Süße des Kakaos. Was interessierten sie die Gäste des Rates?
Amy legte den Kopf schief. “Das Haus, in dem Klara und Mario gewohnt haben, ehe sie abgereist sind?”
Sina nickte. “Ich frage mich, ob auch diesmal wieder jemand mit den Gästen abreist.”
“Sind denn zuvor schon Bewohner mit ihnen gegangen? Ich kann mich nur an Klara und Mario erinnern”, fragte Amy.
“Meist reisen sie ohne Begleitung wieder ab”, sagte Sina und formte kleine Gebäckstücke.
“Und wohin reisen sie?”, fragte Leyara.
Amy zuckte mit den Schultern. “Das habe ich Klara damals auch gefragt. Aber sie hat es mir nicht gesagt.”
“Der Rat weiß es vielleicht”, sagte Sina. “Aber er sagt nie jemandem etwas.” Sie nahm das Backblech auf und trug es zum Ofen. “Über die Jahre sind immer mal wieder junge Traumwandler mit ihnen abgereist. Manchmal auch andere.” Sina schloss die Ofentür. “Vielleicht geht es um ein Projekt des Rates? Wer weiß das schon.”
Nachdenklich beobachtete Leyara, wie Sina das nächste Backblech füllte. Nun war ihre Neugierde doch geweckt. Wer waren diese Gäste? Wohin brachten sie diejenigen, die mit ihnen gingen? Sie schüttelte den Kopf. All dies war für sie nicht von Bedeutung. Selbst wenn der Rat Unternehmungen plante, warum sollte er dabei ausgerechnet sie mitberücksichtigen?
“Ihr solltet wirklich noch einmal mit dem Rat sprechen”, meinte Sina plötzlich.
“Das hat vor drei Tagen auch nichts gebracht”, wandte Amy ein.
“Es wird eine Lösung für euch geben”, sagte Sina mit fester Stimme.
“Aber was für eine?” Amy klang verzweifelt. “Soll ich hier als Bibliothekarin versauern? Ich möchte Menschen helfen! Oder forschen! Und was ist mit Leyara?”
Amy deutete auf Leyara und warf dabei beinahe ihre Kakaotasse um. “Sie hat alles riskiert. Und während ich zumindest eine Ausbildung besitze und hier Arbeit aufnehmen könnte, hat sie doch gar nichts.”
“Ich weiß.” Sina schüttelte traurig den Kopf. Sie holte die Gebäckstücke aus dem Ofen. Das zweite Blech schob sie nicht mehr hinein, sondern deckte es mit einem Tuch ab. Dann nahm sie ihre Schürze ab. “Ich muss noch Gebäck ausliefern. Bleibt ruhig hier sitzen und trinkt euren Kakao aus.”
Sina verließ das Haus.
Leyara sah Amy an. “Es tut mir so schrecklich leid, dass ich dir deine Zukunft kaputt gemacht habe!”
“Ich bin dir gefolgt, Leyara. Anfangs, weil ich dir helfen sollte. Aber was du getan hast, was du mir gezeigt hast …” Amy schüttelte den Kopf. “Das hat mich überzeugt. Und ich wusste, dass dein Vorgehen das Richtige ist, egal was der Rat hinterher sagte. Wir haben beide unser Leben riskiert. Und ja, der Kampf, den ich mit den Traumwesen führte, war gefährlich.”
Amy nahm einen Schluck Kakao, ehe sie fortfuhr: “Ypsal hatte mir erzählt, dass es nicht ungefährlich ist, lange in den Ländereien zu bleiben. Traumwandler, welche sich in den Ländereien sehr zuhause fühlen, können dort auch verletzt werden – ihre geträumten Körper – und müssen heilen. Und falls sie den Wunden erliegen oder getötet werden, kann es vorkommen, dass sie nicht mehr erwachen. Bei Wandlern, die ständig in Verbindung mit ihrem Körper stehen, kann das nicht passieren.”
Erschrocken sah Leyara Amy an. Dann hatte sie unwissentlich das Leben ihrer Freundin gefährdet! “Wirklich? Amy, wenn ich das gewusst hätte …”
“Wir haben das einzige Richtige getan, Leyara. Daran darfst du nie zweifeln.” Amy legte eine Hand auf Leyaras Unterarm. “Und wir alle, Traumwesen sowie Traumwandler, sind dir aus Überzeugung gefolgt. Weil sie an dich glaubten. Für jeden von ihnen warst du eine Freundin, du hast nie unterschieden zwischen Traumwandler und Traumwesen. Das macht dich so besonders, selbst im Vergleich zu Orakyl.”
Leyara versuchte zu lächeln und nickte Amy zu. Der Schreck hatte sie tief getroffen. Amys Worte konnten das nur wenig lindern. Was wäre, wenn alles anders gekommen wäre?
Einige Tage später wurde Leyara zum Rat gerufen. Sie war unsicher, ob sie der Einladung folgen sollte, entschloss sich dann aber dafür. Sie hatte ja sonst nichts zu tun.
Der Rat war fast vollzählig, als Leyara in den Saal geführt wurde. Timotheus saß nicht an seinem üblichen Platz, sondern etwas abseits. In der ersten Reihe saß ein Traumwandler, den Leyara noch nie gesehen hatte. Er erhob sich und trat auf sie zu.
“Traumwächterin Leyara!”, grüßte er sie. “Ich freue mich, Euch endlich persönlich kennen zu lernen. Als Ihr und Eure Verbündeten mich in den Ländereien der Träume befreit habt, konnte ich Euch nicht mehr danken, ehe ich erwachte. Ich bin Ratsmitglied Justus.”
Leyara betrachtete den Traumwandler neugierig. Er wirkte anders als jeder Wandler, den sie bisher gesehen hatte. Seine dunkle, ledrige Haut ließ vermuten, dass er viel Zeit im Freien verbrachte.
“Bitte, setzt euch!”, forderte Ratsmitglied Sonja alle auf, ehe Leyara antworten konnte. “Ruhe!”
Langsam begaben sich alle an ihren Platz, die leisen Gespräche wurden allmählich beendet.
“Gut.” Traumwandlerin Sina wandte sich an den Rat. “Dann können wir jetzt zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung über gehen. Danke, dass du gekommen bist, Leyara.”
Ratsmitglied Sonja sah zum Ältesten Timotheus hinüber, dann erteilte sie Ratsmitglied Willmut das Wort.
“Danke, Sonja”, sagte Willmut und erhob sich. “Lass mich dir ein wenig zur Geografie unserer Welt erzählen, Leyara.”
Leyara unterdrückte ein Seufzen. Geografie konnte sie auch in der Bibliothek lernen. Da Willmut aber auch einer ihrer Verbündeten in den Ländereien gewesen war und nie etwas ohne Grund getan hatte, hörte sie ihm trotzdem aufmerksam zu.
“Wie du weißt, liegt das Reich des Löwen im Norden.” Willmut malte mit einer Hand die Form des Reiches in die Luft. “Nördlicher ist nur die Eiswüste, welche unbewohnbar ist. Im Osten grenzt das Reich des Löwen an einen Ausläufer der Mauer. Südlich des Reiches des Löwen befindet sich das Reich der Bärin, welches sich zwischen dem Ausläufer der Mauer und der Mauer selbst auch ein Stück in den Norden erstreckt. Beide Reiche haben etwa die gleiche Größe und trotzdem das Reich der Bärin viel gebirgiges Gebiet enthält, sind beide Reiche ungefähr gleich produktiv.”
Willmut holte kurz Luft, dann fuhr er fort, eine Landkarte in die Luft zu malen. “Die Traumlande liegen südlich des Reiches der Bärin und sind fruchtbarer als die beiden anderen Reiche. Daher können wir hier sehr gut leben und ohne großen Aufwand neue Traumwandler ausbilden. Südlich der Traumlande liegt eine Wüste, und dahinter das Meer, das alle Reiche im Westen und die Traumlande auch im Osten umschließt.”
Er sah Leyara aufmerksam an. “In gewissem Maße wirst du das bereits gewusst haben.” Als Leyara nickte, fuhr er fort: “Viele denken, dass dies alle Länder sind, die Platz auf der Karte von Moreia haben. Aber das stimmt nicht. Es gibt ein viertes Land: Anderás.”
Leyara schnappte nach Luft. Warum offenbarte der Rat ihr das? Ihr fielen die Gerüchte ein, von denen Sina erzählt hatte. Konnte das die Lösung sein? Für sie und Amy?
Leyara blendete den restlichen Rat aus und sah gespannt auf Willmut. Sie hatte Fragen, wollte ihn aber nicht unterbrechen. Das mochte er nicht. Er würde ihr bestimmt noch Zeit geben, Fragen zu stellen.
“Anderás ist im Vergleich zu allen anderen Ländern recht dünn besiedelt. Mehr kann ich dir leider nicht sagen.” Ratsmitglied Willmut sah hinüber zu Ratsmitglied Justus. “Anderás hat uns um die Entsendung neuer Traumwandler gebeten, da zu wenige Kinder in den letzten Jahren die Fähigkeit zu wandeln gezeigt haben. Auch wenn du keine ausgebildete Wandlerin bist, möchte der Rat dir aufgrund von deinen Taten anbieten, nach Anderás zu reisen. Du hast bis morgen Zeit, dich zu entscheiden. Teile deine Entscheidung bitte Ratsmitglied Justus mit.”
Leyara saß wie betäubt auf ihrem Stuhl. Was war Anderás für ein Land? Wieso sagte Willmut nicht mehr dazu? Wie sollte sie entscheiden, ohne Näheres zu wissen? Aber war nicht alles besser, als die Rückkehr ins Reich des Löwen? Hatte sie denn eine wirkliche Wahl? Konnte etwas schlimmer sein, als sich wieder unterordnen zu müssen? Traumwandler Justus hatte einen freundlichen Eindruck gemacht. Vielleicht, ja, vielleicht war dieses Abenteuer ihre Möglichkeit, glücklich zu werden. Ansonsten konnte sie immer noch wie Orakyl in den Ländereien wohnen.
“Ich werde nach Anderás reisen”, sagte sie mit fester Stimme und schob den Gedanken an ihre Mutter beiseite, schloss ihn tief in sich ein.
Ratsmitglied Justus strahlte über das ganze Gesicht.
“Gut, dann ist das beschlossen”, sagte Willmut. Er klang erleichtert. “Ich möchte dir gern im Namen des gesamten Rates mitteilen, dass wir dir gern andere Optionen als diese angeboten hätten. Die Umstände erlauben es leider nicht.”
Leyara sah, dass einige Ratsmitglieder nicht gerade glücklich über diese Aussage waren. Sie wusste, dass manche ihre Taten unterstützen und andere sie dafür verurteilten. Beide Gruppen konnten mit dieser Lösung nicht einverstanden sein.
“Bitte such deine Sachen zusammen”, sagte Willmut. Er lächelte Leyara aufmunternd an. “Ratsmitglied Justus wird dich in einer Stunde beim Haus des Ältesten Timotheus abholen.”
Leyara nickte, dann erhob sie sich und verließ das Ratsgebäude.
In ihrem Zimmer sammelte sie ihre Sachen zusammen. Viel war es nicht. Die meisten ihrer Botinnenkleider waren im Reich der Bärin einbehalten worden. Zuvor hatte Astrid schon den Großteil der Kleider getauscht. Und in den Traumlanden war sie nicht lange genug gewesen, um neue Dinge zu benötigen. Der Stapel belief sich daher auf zwei Hosen, vier Hemden unterschiedlicher Machart und Farbe sowie Unterwäsche. Dazu legte sie ihre weiche Haarbürste. Und ihre größten Schätze: Das Buch von Astrid und die Karte. Rasch packte sie alles in einen Rucksack. An diesem befestigte sie den ledernen Schlafsack und die Reisekochutensilien, die ihr geblieben waren. Jonathan, von dem sie sich nicht mehr hatte verabschieden können, hatte den Großteil des ursprünglichen Reisegepäcks zurückgelassen.
Leyara ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Er war ihr eine Heimat geworden – und irgendwie auch nicht. Seit dem Ende des Tiefschlafs benahm sich Ältester Timotheus ihr gegenüber so ablehnend, sodass sie froh war, aus seinem Haus auszuziehen.
Es klopfte an der Tür und Amy steckte den Kopf herein.
“Müsstest du nicht in deiner Lerneinheit sein?”
“Ich hatte heute Morgen eine vorgezogene Prüfung … Und habe sie bestanden!”
Ein strahlendes Grinsen breitete auf Amys Gesicht aus.
“Ich gratuliere dir, Amy! Das freut mich!”
“Und du? Willst du uns verlassen?” Amy musterte den Rucksack.
“Ich war vorhin beim Rat”, erklärte Leyara. “Sie haben eine Lösung für mich gefunden. Ich werde in Kürze von Ratsmitglied Justus abgeholt.”
“Du auch?”
Verblüfft sah Leyara Amy an.
Die strahlte. “Dann haben sie dir auch angeboten, nach Anderás zu gehen?”
“Ja. Weißt du, wo Anderás ist? Wie es ist?”
“Nein, ich weiß gar nichts, außer dass sie Traumwandler suchen und es ihnen dort relativ egal ist, wenn man unkonventionell vorgeht. Man darf nur keine Vorgeschichte haben, wie Arthur sie inzwischen hat. Wurde mir in der Sitzung mitgeteilt. Wegen meiner Zusage wurde die Prüfung vorgezogen.”
“Dann haben wir beide einer ungewissen Zukunft zugestimmt.”
“Alles ist besser, als kein Traumwandler sein zu dürfen!”
“Wollen wir es hoffen.” Leyara schulterte ihren Rucksack und trat auf den Flur. Amy stand reisefertig vor ihr und hob gerade einen großen Rucksack hoch. Vor ihrem Zimmer lagen mehrere große, schwere Taschen.
“Was hast du denn alles eingepackt? Da brauchen wir ja einen Karren nur für dein Gepäck!”
Amy sah Leyara erstaunt an. “Wieso?”
“Das kannst du doch nie und nimmer auf deinem Rücken oder einem Pferd transportieren.”
Amy schüttelte den Kopf. “Und wo sind deine Sachen? Nur der Rucksack? Das kommt mir so wenig vor.”
“Ja, nur der Rucksack. Ich habe nie viel besessen und es ist auf der Reise nicht mehr geworden.”
“Amy? Leyara?” Ein angenehmer Bariton war von unten zu hören. “Seid ihr fertig mit packen?”
“Ja, wir kommen”, rief Leyara.
Sie griff sich zwei von Amys Taschen und schleppte sie die Treppe hinunter. Im Flur standen bereits zwei Taschen. Amy stolperte ihr hinterher.
Ratsmitglied Justus erwartete sie.
“Beeilt euch, ich will in der Gastherberge ankommen, ehe Ältester Timotheus daheim ist. Ratsfrau Sonja hält ihn eine kleine Weile auf, aber lange wird das nicht dauern.” Er sah sich das Gepäck an. Wortlos ergriff er die zwei Taschen, die im Flur standen. Anschließend führte er sie mit raschen Schritten durch Theodorfurt. Leyara konnte kaum Schritt halten und auch Amy keuchte schwer, als er ein kleines Häuschen in einem nahe der Furt gelegenen Stadtteil ansteuerte.
“Diese Herberge ist für die Besucher aus Anderás gedacht”, erklärte er und öffnete die Tür. “Wir werden in zwei Tagen aufbrechen. Bis dahin müssen wir euch mit dem Nötigsten versorgen, damit wir die Mauer überqueren können.”
“Die Mauer?”, fragte Amy verdutzt. Sie ließ ihre Taschen zu Boden fallen. Leyara folgte dem Beispiel. Das Gewicht loszuwerden, tat gut.
“Ja, Anderás liegt östlich der Mauer, geschützt vor den Unbilden der Natur und der sich ständig streitenden Reiche. Im letzten Jahr ist ja wieder ein Krieg ausgebrochen, auch wenn zu vermuten ist, dass er jetzt nach Ende des Tiefschlafs langsam eingedämmt wird.”
Ratsmitglied Justus sah die Gepäckstücke an. “Ihr werdet euch auch von einigen Dingen trennen müssen. Wir können leider nur wenige persönliche Dinge mitnehmen, auch weil ihr noch Ausrüstung für die Reise benötigt.”
Amy seufzte und sah auf ihre Taschen.
“Ich zeige euch erst mal die Zimmer, in denen ihr schlafen werdet. Und nennt mich bitte einfach Justus, wenn wir unter uns sind.”
Auf dem Weg zu den Kammern zeigte er ihnen eine gemütliche Küche. In den Kammern selbst fand nicht mehr als ein Bett und ein kleiner Schrank Platz.
Leyara stellte ihren Rucksack auf ihrem Bett ab. Da Amy darauf bestand, ihr Gepäck selbst in ihre Kammer zu schleppen, ging Leyara zu Justus in die Küche.
“Schon fertig?”, fragte Justus.
“Ich besitze nicht viel”, erklärte Leyara. “Die Taschen gehören alle Amy.”
Justus schmunzelte. “Vor unserer Abreise wird dein Gepäck noch mehr werden. Ihr beide braucht gefütterte Kleidung, Bergsteigerausrüstung und Schneeschuhe. Es fängt zwar in den Traumlanden inzwischen schon an zu tauen, aber in der Mauer herrscht noch tiefster Winter.”
“Und in Anderás?“Leyara war froh, endlich ihre Fragen stellen zu können.
“Ich erzähle von Anderás, sobald alle da sind. Ein weiterer Traumwandler, der gerade die Ausbildung abgeschlossen hat, ist bereits mit meinen beiden Begleitern unterwegs, um seine Ausrüstung zu besorgen. Er weiß auch noch nichts über eure neue Heimat.”
Justus schwieg kurz. Dann sagte er: “Lazar bat mich, dich an deine Aufzeichnungen zu erinnern. Ich versprach ihm, dass du diese in Anderás abschließen würdest und wir ihm eine Abschrift zukommen lassen würden.”
Dankbar nickte Leyara. Das verschaffte ihr mehr Zeit. Aber vermutlich würde sie trotzdem ihr ganzes Leben dafür brauchen. Ob das für Lazar früh genug war? Recht hatte er ja, ihr Wissen konnte für zukünftige Traumwächter wichtig werden…
Draußen dämmerte es bereits, als zwei kräftige Männer durch die Tür traten. Im Schlepptau hatten sie einen sehr schlanken, großen Traumwandler, der unter seinen Päckchen schwankte.
“Hallo Justus!”, rief einer der Männer.
“Guten Abend, Brian”, erwiderte dieser.
“Ah, zwei weitere Neulinge!” Brian beäugte Amy und Leyara neugierig.
“Darf ich vorstellen?” Justus zeigte erst auf Amy und dann auf Leyara, die am Tisch saßen und Tee tranken. “Traumwandlerin Alizia Myna und Traumwächterin Leyara. Und dies sind Brian, Logan und Traumwandler Thilo.”
“Traumwächterin? Die Traumwächterin?” Der zweite Mann drängte sich an Brian vorbei, um die Frauen in Augenschein zu nehmen.
“Ja, Logan, die Traumwächterin, die den Tiefschlaf beendet hat”, antwortete Justus.
“Ohne Amy – Alizia Myna – hätte ich es nicht geschafft”, wiegelte Leyara ab.
“Wir bekommen beide Befreierinnen der Traumwandler? Wen musstest du dafür bestechen, Justus?”, fragte Logan begeistert.
“Sie wollten uns loswerden”, gab Amy kleinlaut zu. Sie setzte an, etwas zu hinzuzufügen, aber Leyara unterbrach sie.
“Wir haben uns bei unseren Aktivitäten in den Ländereien der Träume nicht an Regeln und Traditionen gehalten, sondern einen ganz eigenen Weg gefunden. Und das fand der Rat nicht gut”, erklärte sie schnell. Amys Worte hatten geklungen, als hätten sie etwas Verwerfliches getan, und sie wollte nicht schon am Anfang einen schlechten Eindruck erwecken.
“Ich glaube, dann passt ihr gut zu Anderás.” Mit diesen Worten schloss Justus das Thema ab. Er wandte sich an Brian und Logan. “Habt ihr Thilo gut ausgestattet?”
“Ja, haben wir”, Brian wandte sich an den jungen Mann hinter ihm. “Bring doch alles auf deine Kammer. Ich zeige dir morgen, wie du deinen Rucksack für die Reise am besten packst.”
Thilo nickte, dann schleppte er seine Einkäufe die Treppe hinauf.
“Ich brauche deine Hilfe morgen auch, Brian, um die Habseligkeiten von Alizia Myna zu sortieren. Und Logan, könntest du vielleicht Leyara helfen?”
Als Amy und Leyara sich ansahen, lächelte er nachsichtig. “Keine Sorge, Brian und Logan werden nicht eure Unterkleider durchwühlen. Sie bringen schon seit vielen Jahren Leute über die Mauer und helfen allen, ihre Taschen für die Reise zu packen.”
“Bitte, nennt mich Amy.” Amy seufzte. “Meine Eltern haben mir diesen schrecklichen Namen aufgebürdet. Ich breche mir jedes Mal beinahe die Zunge. Aber meine Mutter meinte, ich bräuchte als eine der Jüngsten zumindest einen interessant klingenden Namen, damit sich überhaupt ein Mann auf eine Verbindung mit mir einlässt.”
“Oje, Reich des Löwen, nehme ich an?”, fragte Brian mitfühlend.
“Ja, wir beide”, sagte Leyara.
“Na, da seid ihr in Anderás besser aufgehoben”, meinte Brian und nahm sich einen Tee.
Wenig später saßen alle zusammen am Tisch.
“Nun gut, ich vermute nicht, dass der Rat uns weitere Traumwandler überlassen wird.” Justus trank einen Schluck aus seiner Tasse. “Sonst ist es schwerer sie zu überzeugen. Diesmal waren sie erstaunlich großzügig. Ihr drei müsst Eigenheiten haben, die sie nicht schätzen.” Als alle drei zu einer Erwiderung ansetzten, hob Justus die Hände. “Ihr zwei, Amy und Leyara, habt ja schon kurz von euren Erfahrungen erzählt. Aber all diese Eigenheiten, die dem Rat missfallen, sind in Anderás nicht von Bedeutung. Wichtig ist, dass keiner von euch bisher straffällig geworden ist, andere belästigt oder andere unschöne Dinge getan hat.”
Justus holte tief Luft. “Ich weiß, dass ihr neugierig auf Anderás seid und wissen wollt, was es mit eurer neuen Heimat auf sich hat. Leider kann ich euch erst dann Genaueres sagen, wenn wir die Mauer erreicht haben – ab dort gibt es keinerlei Orte mehr, wo wir mit anderen Menschen Kontakt haben könnten. Ich weiß, dass das nicht befriedigend ist, aber Anderás braucht diesen Schutz. Das Reich ist noch relativ jung und wir können immer nur eine bestimmte Anzahl an Personen erfolgreich in unsere Gesellschaft aufnehmen – und drei sind schon recht viel. Bei Traumwandlern werden diese Regeln aber etwas weiter ausgelegt, da der Rat sozusagen schon eine Vorauswahl getroffen hat.”
“Weiß der Rat, wie es in Anderás ist?”, fragte Amy.
“Nur ganz grob. Sie wissen, dass es Anderás gibt und dass wir kein schlechtes Leben führen”, erklärte Justus. “Aber wie wir leben, das wissen sie nicht. Gerade bei Traumwandlern sollte man eigentlich davon ausgehen, dass sie weniger starr in ihren Ansichten sind. Trotzdem schieben sie gern Personen zu uns ab, die nicht in ihr Weltbild passen.” Justus seufzte.
“Aber genug dazu. Ihr werdet früh genug erfahren, was euch erwartet”, sagte er und klatschte in die Hände. “Dass ihr drei euch frei für Anderás entschieden habt und das ohne die gewährte Bedenkzeit, stimmt mich zuversichtlich, dass ihr zu uns passt. Es zeigt mir, dass ihr mit euren bisherigen Lebensumständen unzufrieden wart.”
Er nickte, wie um seine eigenen Worte zu bekräftigen, und fuhrt fort: “Wir werden in zwei Tagen aufbrechen. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Amy und Leyara müssen mit allem ausgestattet werden, was für die Reise benötigt wird. Diese Erstausstattung zahlt der Rat, wie er es für alle Traumwandler tut, die an ihre zukünftigen Tätigkeitsorte reisen. Außerdem könnt ihr noch Nachrichten an eure Familie schreiben. Ich werde dafür Sorge tragen, dass sie überbracht werden. Sobald wir die Mauer überquert haben, wird es sehr schwer, Nachrichten in eines der Reiche zu entsenden.”
Kapitel 2
Leyaras Sachen lagen vor ihr auf dem Bett verteilt. Logan hatte sie gebeten, diese schon einmal zu ordnen, sodass er sich schneller einen Überblick verschaffen konnte. In der Nachbarkammer waren Amy und Brian bereits dabei, Amys Habseligkeiten auszusortieren. Brian hatte Amy noch vor dem Frühstück geweckt und beim Essen hatte Amy erschöpft und resigniert gewirkt. Leyara vermutete, dass sie vieles, was ihr ans Herz gewachsen war, nicht würde mitnehmen können. Hoffentlich würde es ihr selbst nicht ähnlich ergehen.
“Ah, du bist vorbereitet. Sehr gut”, sagte Logan, als er die Kammer betrat. Geübt nahm er den Stapel in Augenschein. “Die Lederhose hier und diese drei Hemden sind qualitativ hochwertig, das ist ein guter Anfang.” Logan legte die benannten Teile zur Seite. “Die restlichen Hosen und Hemden würde ich auf dem Markt durch wärmere Kleidungsstücke ersetzen. Sie sind zwar nicht sehr abgetragen, aber ihr Zustand sowie die allgemeine Qualität sind schlechter.”
Mit einem kurzen Blick auf die Unterkleider fügte er hinzu: “Unterkleider werden wir dir komplett neue besorgen. Zum einen – sei mir nicht böse – sind sie schon sehr fadenscheinig. Zum anderen brauchst du auch hier wärmende Ausrüstung.”
Leyara nickte beklommen. Gerade in Hinblick auf ihre Unterkleider hatte sie dieses Urteil bereits erwartet. Die hohe Belastung durch das viele Reiten während der Reise hatte die schon zuvor abgenutzten Stücke fast unbrauchbar gemacht.
“Der Schlafsack ist gut, aber du wirst einen wärmeren benötigen. Wir lassen deinen hier. Für eine Gruppe, die im Sommer die Berge überquert. Das Koch- und Essgeschirr ist brauchbar, das können wir mitnehmen und damit das Vorhandene ergänzen.”
Logan fügte die genannten Gegenstände der Hose und den Hemden hinzu.
“Dann bleibt deine Bürste, das Buch und die Karte.” Das Genannte wanderte auf den Stapel der Dinge, die mitgenommen werden sollten.
“Du hast wirklich nicht viel. Das erleichtert es dir, zu reisen. Aber wie kommt es dazu?”
“Ich bin als einfaches Mädchen im Reich des Löwen aufgewachsen und dann noch ohne Vater. Mutter und ich haben nie viel besessen.” Leyara zuckte mit den Schultern. “Zu der Reise in die Traumlande bin ich durch Zufall aufgebrochen. Erst unterwegs begann ich plötzlich zu wandeln.”
“Ah, das erklärt einiges.” Logan wandte sich zur Tür. “Lass uns zum Marktplatz gehen.”
Leyara warf einen kurzen Blick auf das Kleid ihrer Mutter. Sie würde Logan überreden müssen, dass sie es mitnehmen durfte, wenn sie wieder zurück waren.
Als erstes steuerte Logan einen Lederer an und suchte dort einen neuen, sehr stabilen Rucksack für Leyara aus.
“Hier, den wirst du brauchen. Dein Rucksack würde die Reise vielleicht überstehen, aber du wirst für die vielen Taschen noch dankbar sein.”
Leyara nahm den Rucksack entgegen und beugte sich tiefer über die Auslagen. Auf dem gesamten Weg zum Marktplatz war sie immer wieder von dankbaren Traumwandlern oder deren Angehörigen angesprochen worden. Alle hatten sich persönlich bei ihr bedankt und ihr eine gute Reise gewünscht. Jeder hatte dabei die Entscheidung des Rates kritisiert. Nun war sie froh, etwas Ruhe zu haben.
Logan wühlte sich weiter durch die Auslage und fand einen dick gefütterten Schlafsack, den er Leyara am Rucksack befestigen ließ. Dem Lederer sagte er, dass der Einkauf auf das Reisekonto der frisch ausgebildeten Traumwandler ging.
Als nächstes steuerte Logan den Stand eines Schmiedes an, der ihn freundlich begrüßte.
“Logan! So früh zurück?” Mit einem Blick auf Leyara fragte er: “Das Übliche?”
Als Logan nickte, holte der Schmied ein Paar Steigeisen, eine gute Handvoll kleiner Haken, einen Pickel und einen Hammer hervor. Logan füllte die Haken in eine Tasche an Leyaras Rucksack, Pickel und Hammer kamen in die dafür vorgesehenen Schlaufen.
“Ich wünsche eine gute Heimreise!”, sagte der Schmied. “Grüß mir Frau und Kinder.”
“Das mache ich.” Logan lächelte. “Miriam freut sich immer, von dir zu hören.”
Der Schmied reichte Leyara die Hand. “Und Ihr, Traumwächterin, habt Dank für alles, was Ihr für uns Traumwandlern getan habt! Dank Euch ist meine Schwägerin wieder erwacht. Wir hatten alle große Sorge um sie. Sie ist schwanger, müsst Ihr wissen. Wenn der Tiefschlaf noch etwas länger gedauert hätte …”
Leyara schluckte und wusste nicht, was sie erwidern sollte. Daher drückte sie dem Schmied wortlos die Hand.
“Wir müssen weiter”, sagte Logan. “Richte deiner Schwägerin meine und Miriams beste Wünsche aus. Auch für das Kind!”
Logan winkte dem Schmied zum Abschied und zog Leyara weiter zum Stand eines Seilers. Dort suchte er zwei stabile Seile aus und befestigte sie an der Seite des Rucksacks. Nach Klärung der Bezahlung drehte er sich zu Leyara um.
“Gut, das Kletterzubehör und den Schlafsack haben wir. Lass uns etwas essen, und dann suchst du dir Unterkleider aus. Anschließend schauen wir, dass du festes Schuhwerk bekommst.” Logan musterte Leyaras Füße. “Das könnte etwas schwierig werden, aber ich kenne einen Schuster, der auch recht kleine Größen hat. Dort müssten wir auch Schneeschuhe bekommen.”
Leyara hatte in Theodorfurt bisher kaum eines der vielen kleinen Gasthäuser betreten, eigentlich nur einmal mit Arthur. Mit Amy hatte sie meist bei Bäckerin Sina oder Ältestem Timotheus gegessen.
Das Gasthaus, in das Logan sie führte, hatte nur fünf Tische, wovon drei bereits besetzt waren. Logan steuerte einen freien Tisch an, der in einer Ecke stand. Leyara folgte ihm und setzte sich mit dem Rücken zur Wand.
“Dieses Gasthaus besuche ich gern”, erklärte Logan und rieb sich leicht die Hände. “Die Küche ist wirklich gut.”
Eine junge Frau trat an den Tisch. “Das Tagesgericht ist heute Kartoffeln mit Quark und Gemüse. Wir hätten auch noch einen Rest vom gestrigen Eintopf.”
“Zweimal das Tagesgericht, bitte. Und für mich eine extra Portion eures Sauerkrautes!”, sagte Logan.
“Sehr gern.” Die junge Frau wandte sich an Leyara, die sich durch Logans Bestellung an Arthur erinnert fühlte. “Habt Ihr noch irgendwelche Wünsche?”
“Könnte ich einen Apfel oder eine Birne zum Nachtisch bekommen?”
“Natürlich!” Die Bedienung strahlte über das ganze Gesicht. “Ich bringe euch einen Krug unseres Birnensaftes. Und als Nachspeise eine kleine Auswahl unserer Äpfel.”
Nachdem die Bedienung durch eine kleine Tür verschwunden war, sah Logan Leyara erstaunt an. “Hast du gewusst, dass deine Bestellung sie so erfreuen würde?”
“Nein. Mir ist einfach nach etwas Fruchtigem. Ich habe auf der Reise kaum Obst essen können. Meist gab es nur warme Speisen. Genauso wie beim Ältesten Timotheus – die Stadtteile haben uns zwar mit Lebensmitteln versorgt, aber viel Obst war nicht dabei. Und in den Ländereien kann man zwar auch gut essen, aber das ist trotzdem etwas anderes.”
“Du kennst dich gut aus in den Ländereien, oder?”, fragte Logan neugierig und verschränkte die Arme auf der Tischplatte.
“Gut auskennen? Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich bin viel herumgekommen. Aber letztlich waren es meist dieselben Orte: Leopolds Hütte, Orakyls und Ypsals Tal in den Bergen, die als Basis genutzte Höhle und am Ende noch einige Tage in der Hauptstadt.”
“Es gibt in den Ländereien Berge?” Logan beugte sich zu Leyara vor.
“Ja, aber irgendwie waren sie seltsam.” Beim Gedanken an ihre Erlebnisse dort schüttelte Leyara den Kopf. “Ich glaube nicht, dass sie mit den Bergen hier vergleichbar sind. Es gab einen gepflegten Pflasterweg und jeden Abend eine Hütte für die Rast.”
“Diese Annehmlichkeiten werden wir auf unserer Reise nicht haben.” Logan lehnte sich zurück. Die junge Bedienung kam herbei und stellte ihnen jeweils einen Teller mit dampfenden Kartoffeln, Kräuterquark und gekochtem Wintergemüse hin. Neben Logans Teller platzierte sie außerdem eine Schüssel voll Sauerkraut.
“Nun gut. Iss dich satt! Du wirst alle Kraft brauchen”, forderte Logan Leyara auf.
Sie folgte der Aufforderung und stellte fest, dass die Kartoffeln auch ohne den Quark sehr schmackhaft waren. Die Sorte kannte sie noch nicht.
“Wenn wir wieder zurück sind, kannst du Briefe an diejenigen schreiben, die dir am Herzen liegen. Sobald du in Anderás bist, wird das kaum noch möglich sein, obwohl wir Bergführer immer mal Briefe in die Traumlande mitnehmen.”
Die Bedienung kam mit zwei Bechern und einem Krug Birnensaft zurück. “Lasst es euch schmecken! Wenn ihr noch etwas braucht, winkt einfach.”
Leyara wartete, bis die junge Frau die Gäste an einem anderen Tisch bediente, ehe sie fragte: “Reist ihr häufig in die Traumlande?”
“Das ist davon abhängig, ob Anderás gerade neue Einwohner mit bestimmten Fähigkeiten benötigt oder nicht.” Logan wandte sich seinem Essen zu. “Aber selbst, wenn das nicht der Fall ist, reisen Brian und ich einmal jährlich in die Traumlande. Das ist das Abkommen mit dem Rat der Traumwandler: Sie wahren unser Geheimnis und dafür nehmen wir jene Traumwandler auf, die während der Ausbildung auffällig geworden sind. Wobei kriminelle Handlungen kategorisch ausgeschlossen sind.”
“Also Traumwandler wie Amy, die sich nicht an die Traditionen gehalten haben?”
“Genau.” Logan nickte.
Leyara aß eine Weile schweigend. Aber dann fragte sie schließlich: “Wie ist Anderás so?”
“Viel darf ich dir nicht verraten.” Logan seufzte und tauchte seinen Löffel in das Sauerkraut. “Eigentlich nicht mehr, als du bereits weißt. Es existiert. Und du wirst dort nicht verhungern. Alles Weitere wirst du auf der Reise erfahren und in Anderás selbst.”
“Kannst du mir etwas von der Reise dorthin erzählen?” Leyara versuchte es mit einer anderen Frage. Sie zerteilte eine Kartoffel und verteilte Kräuterquark auf den Hälften.
“Wir haben dir eine Kletterausrüstung besorgt. Die wirst du definitiv brauchen für die Reise. Aber auch hierzu kann ich dir nur wenig sagen. Der Weg ist nicht ungefährlich, aber den Rest musst du selbst sehen.”
“Auch meine Reise in die Traumlande war nicht ungefährlich”, sagte Leyara. “Jonathan und ich waren nur zu zweit unterwegs.”
“Zu zweit?” Logan sah von seinem Teller auf. “Von wo? Dem Reich des Löwen?”
Leyara nickte.
“Ja, auch das ist für zwei Personen gefährlich”, sagte Logan, klang dabei aber nicht sehr überzeugt. “Selbst wenn ihr als Mann und Frau je nach Reich den jeweils anderen als Leiter der Gruppe darstellen konntet.”
“Ja, im Reich der Bärin musste ich die Führung übernehmen. Jonathan hat das bei den Löwen getan.” Nachdenklich steckte Leyara das letzte Stück Kartoffel in den Mund. Wie aus dem Nichts stand plötzlich die Bedienung neben ihrem Tisch und räumte ab. Anschließend stellte sie eine Schale kleingeschnittener Äpfel auf den Tisch.
Nach dem Essen führte Logan Leyara zu einem Schneider, um warme Unterkleider zu besorgen. Logan wandte sich derweil den Jacken zu.
Dankbar für seine Diskretion sah sich Leyara die Unterkleider an. Die Auswahl war überwältigend.
Die Frau des Schneiders kam zu ihr. “Ausrüstung für die Berge, nehme ich an?” Sie nickte wissend zu Logan hinüber.
“Ja.” Verlegen sah Leyara sie an.
“Dann würde ich das hier empfehlen.” Sie griff gezielt in einen Korb und hielt Leyara ein wollenes Etwas hin. “Wir haben hier ein Zwei-Schichten-System. Innen weiche Baumwolle oder Leinen, außen dick gestrickte Wolle. Das Leinenstück kann getauscht werden und wird mit Schlaufen befestigt.”
“Sieht man das nicht?”, fragte Leyara leise und lief rot an. Wie oft hatte ihre Mutter sie ermahnt, ihren Körper und auch die Unterkleider sorgfältig zu bedecken? Inzwischen wusste Leyara, warum.
“Selbst wenn, du wirst trotzdem dankbar für die Wolle sein. In dieser Jahreszeit ist ein Ausflug in die Berge wagemutig.” Die Verkäuferin zog eine Hose von einem Stapel. “Unter diesen Hosen fällt die Unterkleidung ohnehin nicht auf. Und du wirst sie brauchen.”
Verwundert befühlte Leyara die Hose. Innen und außen spürte sie Leder, trotzdem war sie deutlich dicker als es zwei Lederschichten erwarten ließen.
“Diese Hose ist mit Wolle gefüttert”, erklärte die Verkäuferin. “Wir haben auch ein paar da, die innen nur mit Fell besetzt sind.”
Leyara nickte. Sie warf einen kurzen Blick auf Logan, unsicher, was sie brauchen würde.
Die Verkäuferin musterte Leyara, dann zog sie jeweils drei verschiedene Größen Unterkleider heraus. “Hier, probiere sie einmal an. Bei dieser Kleidung ist es wichtig, dass sie vernünftig sitzt und nicht scheuert. Lass die Unterkleider an!” Sie deutete auf eine kleine Umkleidekabine.
In der Kabine zog Leyara rasch ihre Hose aus und streifte vorsichtig die erste Unterhose über.
Die Verkäuferin steckte den Kopf herein. “Ah, das sieht gut aus! Die Größe passt.” Mit diesen Worten nahm sie Leyara direkt die anderen Größen ab.
Leyara zog die zusätzliche Unterhose aus und ihr Hose an. Dann verließ sie die Kabine.
“Nun zu den Hosen.” Die Verkäuferin zog zwei hervor. “Diese müssten beide passen. Schau mal wegen der Länge!”
Leyara hielt die Hosen neben sich. Eine war etwas zu kurz, die andere kam ihr etwas lang vor.
“Hm, ich glaube, mit der etwas kürzeren können wir leben”, überlegte die Verkäuferin laut. “Mit Stiefel sollte die Länge eigentlich kein Problem darstellen.”
Logan trat dazu und befühlte die Hose. “Gute Qualität. Nehmt davon am besten zwei und zusätzlich eine warme, lange Unterhose.”
Die Verkäuferin nickte und zog eine weitere Hose in derselben Größe hervor. “Ihr habt Glück, wir haben noch genau zwei davon.” Die Hosen wanderten auf den Stapel mit den Unterkleidern, dann suchte die Verkäuferin eine passende, lange Unterhose hervor. “Warme Hemden braucht ihr sicherlich auch?”
Als Logan nickte, zog die Verkäuferin mehrere Hemden hervor. Leyara sollte sie direkt einmal überziehen. Von der so ermittelten Größe hatte die Verkäuferin sogar verschiedene Farben da. Überwältigt sah Leyara die Hemden an.
“Such dir Farben aus, Leyara”, meinte Logan. “Und wir –”
Er unterbrach sich. “Was ist los?”
Leyara rannen Tränen die Wangen hinunter. Sie schluckte und wischte sie rasch fort, aber es kamen direkt neue.
“Na, na.” Die Verkäuferin zog Leyara in den Arm. “Ist ja alles gut.”
Leyara brauchte einen Moment, um sich wieder etwas zu fangen. “Es – es geht mir gut. Es – es ist nur – ich habe mir noch nie neue Kleider beim Schneider – Ich …”, stotterte sie.
“Noch nie?”, fragte Logan mitleidig. “Und woher hattest du deine Kleider?”
“Bei uns im Dorf gab es auf dem Markt einen Stand, an dem aussortierte Kleider angeboten wurden. Teils getragen, teilweise war der Schnitt falsch oder beim Nähen etwas schief gegangen”, erklärte Leyara, immer noch stockend. “Die Frau des Schneiders hat uns immer mal wieder Stoffreste geschenkt, mit denen wir flicken oder anpassen konnten. Es hat farblich selten zusammengepasst, aber … wir hatten etwas zum Anziehen.”
“Und da du keine Ausbildung durchlaufen hast, hast du hier in den Traumlanden natürlich nie etwas erhalten”, sagte Logan nachdenklich.
“Dafür war ich viel zu kurz hier”, stimmte Leyara zu.
Logan nickte.
“Nun, das Problem wirst du in Zukunft nicht mehr haben. Dafür werde ich Sorge tragen”, versprach er.
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20.08.2022
Puh… Was eine Hitze! Füße baden tut da echt gut. Trotzdem… Mit den Temperaturen komme ich nicht gut zurecht… Gut das Frauchen da war, um sich um mich zu kümmern. Und das, obwohl sie auch “Leyara und der König der Traumwandler” für die Veröffentlichung vorbereitet…
23.04.2022
Seit einer Woche sind wir wieder zu Hause. Endlich hab ich wieder meine Ruhe! Das war echt anstrengend. Auch für Frauchen. Am 7.4. kam “Leyara und der König der Traumwandler” aus dem Lektorat zurück, aber die Einarbeitung der Anmerkungen hat sie erst jetzt begonnen.…
05.04.2022
Wir sind immer noch bei meiner Schwester zu Besuch. Sie und ihr Bodyguard Malte wollen mir immer noch alles wegfressen, aber Frauchen passt drauf auf, dass ich in Ruhe futtern kann. Leider kommt sie im Moment nicht so viel zum Schreiben. Hier ist halt immer wieder was…
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